
1954 wird ein neues Arbeiterkammergesetz beschlossen. Der Arbeiterkammertag erhält einen eigenen Status als eine Art "10. Arbeiterkammer", was eine weitaus bessere Koordination ermöglicht.


Insgesamt fünf Preis- und Lohnabkommen schaffen es, schrittweise zu einer geordneten Preisgestaltung zu kommen und die Einkommen an die steigenden Lebenshaltungskosten anzugleichen

Die Sozialakademie zählt von Anfang an ArbeitnehmervertreterInnen aus ganz Österreich zu ihren HörerInnen.

wirtschaftlichen und sozialen Demokratie?
und Arbeit wieder in Gang?



Im April 1945 wird die Republik Österreich ausgerufen. Karl Renner ist Kanzler einer provisorischen Regierung. Im November 1945 finden die ersten Wahlen statt. Parlament und Regierung können nicht frei entscheiden, die Besatzungsmächte behalten bis 1955 die letzte Entscheidungsgewalt.


Nur langsam wird der Schwarzmarkt eingedämmt


Die Arbeiterkammer Wien, später der ÖGB, betreibt eine Jugendfürsorgestelle. An erster Stelle steht die Ernährung. 64 Prozent aller männlichen Jugendlichen in Wien sind unterernährt. Hier können sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder satt essen.

Das ASVG fasst die Kranken-, Unfall und Pensionsversicherung für die Arbeiter und Angestellten in Industrie, Bergbau, Gewerbe, Handel, Verkehr und Land- und Forstwirtschaft zusammen und sorgt auch dafür, dass alte Menschen krankenversichert sind.

geboren 1920
Eisengießer
geboren 1921
Telefonistin
geboren 1940
ein "Spanienkind"
Klicken Sie sich durch die Biographien und leben Sie den Alltag der Familie mit.





1941 wird Max eingezogen. Er erlebt das Kriegsende in Holland und macht sich zu Fuß auf den Weg zurück nach Hause. In Deutschland gerät er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im März 1946 entlassen wird. Zurück in Wien erkennt er seine Tochter Julie kaum wieder. Er hat sie nur bei einem Fronturlaub gesehen. Mit Anna tut er sich jetzt schwer. Sie nimmt keine Rücksicht auf ihn, ist ihm zu selbstständig.


Max hat wieder Arbeit gefunden. Zu kaufen gibt es kaum etwas, die Kriegsschäden sind noch sichtbar und überall liegt tonnenweise Schutt. Provisorisch reparierte Brücken führen über die Donau. In die Arbeit geht Max zu Fuß, denn Straßenbahnen fahren nur streckenweise. Die Stadtbahn funktioniert und auch Kanal- und Wasserversorgung verbessern sich zunehmend. Langsam steigen die Lebensmittelrationen. Aber nach dem Kältewinter von 1947 rät der Arzt der Familie Julie nach Spanien zu schicken. Max stimmt sofort zu. Für ihn geht die Gesundheit seines einzigen Kindes über alles.


Anna arbeitet während des Krieges als Telefonistin in der Post – und Telegraphenanstalt. Sie verliert dort als verheiratete Frau nach Ende des Krieges ihre Arbeit und muss sich eine neue Stelle suchen. Es ist Alltag, nach der Arbeit vor Geschäften anzustehen. Alles ist rationiert: Es gibt Lebensmittelmarken, Kleiderkarten, Eier- und Kaffeemittelkarten, Erdäpfel- und Milchkarten. Heizmaterial ist kaum zu bekommen. Anna sucht in ihrer Verzweiflung Mütterberatungsstellen, Großküchen und Wohlfahrtsorganisationen auf.

1946 verdient Anna 160 Schilling im Monat. Dafür bekommt sie 2 kg Fleisch.


umgeschult
Während Julie in Spanien versorgt ist, besucht Anna eine Umschulung zur Näherin. Langsam findet sie auch mit Max wieder eine gemeinsame Basis. Sie hat mit ihren Kolleginnen aus der Post- und Telegraphenanstalt immer noch Kontakt und auch zu gewerkschaftlich organisierten Frauen. Diese haben dafür gesorgt, dass berufstätige Frauen nicht mehr stundenlang vor Geschäften anstehen müssen, sondern an den Schlangen vorgelassen werden, wenn sie ihren Gewerkschaftsausweis vorzeigen.
Während Anna wieder Arbeit gefunden hat, bleiben einige ihrer Freundinnen arbeitslos. Durch die Einführung des Arbeitslosenversicherungsgesetzes werden sie aber zumindest ab 1949 eine Geldleistung als Unterstützung bekommen. Als Julie aus Spanien zurückkehrt, bekommt die Familie auch Kinderbeihilfe. Die Lebenssituation von Annas Mutter verbessert sich ebenfalls: Als Witwe bekommt sie eine Rente.








WAS IN DIESER ZEIT GESCHAH
FÜR SIE ERREICHT

Das Jahr des Hungers: erst ab Ende 1947 Ansteigen der Lebensmittelrationen
Hiroshima und Nagasaki, Niederlage Hitler-Deutschlands, Befreiung Österreichs
Marshall-Plan-Hilfe für Österreich (Abkommen USA-Österreich)
Das Wiener Riesenrad wird nach den Renovierungsarbeiten wieder in Betrieb genommen.
Kindergarten und Schwedenausspeisung
Karl Renner zur Gründung der Zweiten demokratischen Republik Österreichs
1947 hungert Wien
Arbeiterurlaubsgesetz: Anspruch auf 12 Tage nach 1 Dienstjahr, auf 18 Tage nach 5 Dienstjahren, auf 24 Tage nach 15 Dienstjahren
Pension für Frauen, Witwenrente
Sozialversicherungs- Kollektivvertrags-, Betriebsräte- und Arbeitsinspektionsgesetz
Kinderbeihilfengesetz, Arbeitslosenversicherungsgesetz
Feiertage werden festgelegt, Rechtsüberleitungsgesetz des österreichischen Sozialrechts, Wiedergründung AK & ÖGB


"Oktoberstreik": Massenproteste gegen das 4. Preis- und Lohnabkommen.
Erste Direktwahl des Bundespräsidenten
Interview mit Margarete Hofka in der ORF-Sendung "Mütter, Töchter, Trümmerfrauen"
Arbeit am Kraftwerk Kaprun
Die VOEST beginnt mit dem Linz-Donawitz-Verfahren Stahl zu produzieren.
Elektrogeräte in Mietkauf-Aktionen (NEWAG)
15.5.1955 - Wochenschaubericht zur Österreichischen Staatsvertragsunterzeichung
Der österreichische Staatsvertrag wird unterzeichnet.
Ausstrahlung der ersten österreichischen Fernsehsendung.
Abschaffung der Todesstrafe in Österreich
Mindestlohntarife, Wohnungsbeihilfe zum Mietzins
Angleichung der Rentenbestimmungen für Arbeiterwitwen, mit denen von Angestelltenwitwen
Jugendeinstellungsgesetz zur Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit, Gründung des "Volkstheaters in den Außenbezirken"
Der Nationalrat beschließt das ASVG.


STUNDEN (ARBEITSZEIT PRO WOCHE)
WOCHEN (BEZAHLTER URLAUB)
SCHILLING (LOHN PRO WOCHE)
SCHILLING (1,3 S PRO KG KARTOFFELN, 1955)
SCHILLING (1,3 S KOSTET 1 STRASSENBAHN-FAHRSCHEIN 1955)

KARL MAISEL
„Wäre es gelungen, die Beschäftigung aufrecht zu erhalten, den Menschen eine auskömmliche Lebenshaltung und ihre sozialen Rechte zu sichern, so wäre es weder zum Faschismus noch zum Krieg gekommen.“
Vortrag „Sozialpolitik als Staatsaufgabe“ gehalten im Niederösterreichischen Gewerbeverein, Arbeit und Wirtschaft, 1.4.1949, S.2
Karl Maisel, Metallarbeiter, Präsident der AK Wien und des Österreichischen Arbeiterkammertages 1946-1964, Bundesminister für soziale Verwaltung 1945-1956