


Heute vertritt die Arbeiterkammer ihre Mitglieder auch vor dem Arbeits- und Sozialgericht. Mit dem AK Gesetz von 1992 wird dieser Rechtsschutz eingeführt. Seit dieser Zeit bleiben auch Arbeitslose und Karenzierte bei ihrer AK Mitglied. Sie erhalten alle Leistungen der Arbeiterkammer - und das völlig beitragsfrei. Die Reform ist auch eine Folge der Diskussionen über die zu hohen Mehrfachbezüge des steirischen AK-Präsidenten Alois Rechberger.

Mit dem AK Plus-Programm aus dem Jahr 2000 beschließt die AK eine Leistungsoffensive für ihre Mitglieder:
Am bekanntesten: Jeder Arbeitnehmer, jede Arbeitnehmerin erhält 1000 Schilling für die berufliche Weiterbildung. Freie DienstnehmerInnen bekommen Rechtsschutz. Und: das AK Portal, der österreichweite Internetauftritt aller Länderkammern, heute einer der Top15 österreichischer Internetauftritte, entsteht.




1991 Die positive Stellungnahme der EG kommt
1993 Der Transitvertrag tritt in Kraft. Die AK hat maßgeblich mitverhandelt.
1994 In der Volksabstimmung sagen 66 Prozent der österreichischen Bevölkerung „Ja“ zum EU-Beitritt.
1995 Österreich tritt der EU bei.
2002 Der Euro wird gesetzliches Zahlungsmittel in Österreich. Die Arbeiterkammern sind die Preiswächter der Nation um Teuerungen durch unfaires Umrechnen zu verhindern.






Tausende Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien kommen nach Österreich.


1989 haben 6 Prozent der Haushalte in Österreich einen PC, heute sind es knapp 90 Prozent.

Vom Handy zum Smartphone: Unterwegs telefonieren reicht nicht mehr aus. Smartphones und Apps technisieren das alltägliche Leben von heute. Internet und Mobiltelefonie sind zu Grundbedürfnissen des Menschen geworden.

Onlineshoppen geht schnell und ist bequem. Wir erledigen Bankgeschäfte, buchen unsere nächste Reise oder lassen uns den online-Wochenendeinkauf nach Haus liefern. Wie wenig bewusst ist uns, dass wir uns zu gläsernen Menschen machen? Dass durch diese Big Datas unser Leben vorhersagbar wird?

Internet der Dinge: Vom PC ins Internet über Smartphones zum Internet der Dinge und in ein SmartHome: An einer Menschengeneration laufen zig Technikgenerationen vorbei, die angewandt werden wollen. Oder ist die 2-Klassen-Gesellschaft der Nutzer und Verweigerer längst Realität?
Hunderte von Firmen, die auf dem Papier Millionen wert sind, kennen aber schwarze Zahlen nur vom Hörensagen. Viele Kleinanleger verlieren im März 2000 ihre Vermögen. Nur Unternehmen mit soliden Konzepten wie Amazon oder Ebay überleben. Allerdings schlagen heute Gewerkschaften darüber Alarm, wie Amazon mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgeht.





25 Briefbomben explodieren bei uns in Österreich zwischen 1993 und 1996

geboren 1966
Netzwerktechniker
geboren 1969
Röntgenassistentin
geboren 1970
Installateurin
geboren 2002
geboren 2002
geboren 1996







Max ist Netzwerktechniker in einem großen Konzern. Er ist ein Computerfreak. Es gibt nichts Technisches, das er nicht als Erster haben muss. Nach der Matura an der AHS inskribierte er Medizin. Das hat seine Mutter so ausgesucht. Anstatt zu studieren genießt der gute Max aber Stadt, Szene und studentisches Leben. Die Familienbeihilfe reicht zum Leben, das Zimmer im Studentenheim ist billig, und mit ein paar Nebenjobs hält er sich gut über Wasser. Werkverträge, da und dort einmal ein paar Monate angestellt, genießt Max sein Dasein. Bis er keine Familienbeihilfe mehr bekommt. Also belegt er ein Abendkolleg, macht einen Lehrabschluss und startet als Facharbeiter in den Job: Kollektivvertragslohn, kurzfristig angeordnete Überstunden, nicht genehmigte Urlaubsanträge. Recht ist, was dem Chef gefällt.

Tochter Julie wird 1996 geboren. Max ist so stolz auf seine kleine Prinzessin. Liebend gern kauft er Spielzeug für sie ein. Eines Tages besorgt Max einen Kindercomputer für sie. Er handelt sich mit Anna ein mächtiges Zerwürfnis ein. Sie meint, ihre gemeinsame Tochter solle lieber im Park spielen als vor dem Bildschirm zu sitzen. Dabei wollte er der Kleinen nur eine Freude machen. Es zeichnet sich ab, dass sie nicht ihr Leben lang zusammen sein werden.


Anna ist Röntgenassistentin. Sie kommt aus dem Mittelburgenland und hat Minderheiten nie als Bedrohung erlebt. Bei ihr zu Hause war es normal, dass die Nachbarn neben Deutsch auch kroatisch sprechen. Nach der Matura geht sie nach Wien, besucht die medizinisch-technische Schule in Lainz. Sie lernt Max kennen und verliebt sich in ihn. Anna motiviert Max zur Weiterbildung und freut sich mit ihm, als er seinen neuen Job im Zuliefererkonzern antritt. Einerseits bewundert sie seinen Techniksinn, andererseits kann sie nicht nachvollziehen, dass Max für diesen modernen Schnickschnack tausende Schilling zum Fenster rauswirft. Trotzdem scheint mit Tochter Julie, die 1996 zur Welt kommt, das Glück zu dritt perfekt.

Als Rucksacktouristen reisen die beiden in ihren Urlauben durch die Welt.

Das Glück währt nicht lang, die beiden trennen sich. Anna ist jetzt Alleinerzieherin und arbeitet weiterhin in Teilzeit. Ab 2007 wird sie als Teilzeitbeschäftigte für Mehrarbeit einen 25prozentigen Zuschlag bekommen.


Die Scheidung von Max geht ohne Rosenkrieg über die Bühne. Als ihr Ex-Mann die Installateurin Dana heiratet und Adrijan zur Welt kommt, freut sich Anna mit ihnen. Sie bleibt allein. Ihre Arbeit im Radiologischen Institut füllt sie aus, der 2-Frauen-Haushalt mit ihrer Tochter Julie funktioniert gut.
Sie lässt sich von einer erfahrenen Kollegin auch motivieren, als Betriebsrätin tätig zu werden. Gerade als Julie ihre Matura in der Tasche hat, erkrankt Anna schwer. Erst sieht es nicht gut aus für sie, aber ihre Ärzte bekommen die Krankheit in den Griff. Der Krankenstand dauert lange. Als das Krankengeld erschöpft ist, bekommt Anna Rehabilitationsgeld.
Später wird sie wieder in ihren Beruf einsteigen. Aber es ist nicht klar, wie belastbar Anna sein wird. Ein sanfter Wiedereinstieg in den Beruf würde ihr sehr helfen.

Anna lebt gesund, raucht nicht, isst ausgewogen und betreibt regelmäßig Sport. Trotzdem erkrankt sie. Sie ist sich sicher: Würde sie in einem anderen Land mit einem anderen Krankenversicherungssystem leben, sie hätte nicht so selbstverständlich diese teure medizinische Versorgung bekommen.


Zweites Glück
Mit der Installateurin Dana findet Max ein neues Glück. Sie hat Verständnis für Max´ Faible. Sie, ihr gemeinsamer Sohn Adrijan, Julie sowie Danas ältere Tochter aus deren erster Ehe verstehen einander gut.
Als Max in den großen Zulieferkonzern wechselt kommt er erstmals in den Genuss der neuen Abfertigung. Obwohl er selber kündigt, kann er den in der alten Firma erworbenen Anspruch als Rucksack mitnehmen.
Wenn er pensioniert werden wird, wird er sich die Abfertigung als Zusatzpension auszahlen lassen. Durch die Pensionsreform von 2003 hat er wegen seiner vielen Werkvertragsjobs ohnehin schon genug verloren.

Leider kommt die Pflegefreistellung für Patch-Work-Familien (2013) für die Familie ein bisschen zu spät.

Mit seiner Schulklasse besucht Adrijan die L14, die Berufsinformationsmesse der AK Wien. Er lernt seine persönlichen Interessen, Schwerpunkte und Stärken kennen und versucht sich bei manchen Stationen auch selber. Es ist eine willkommene Möglichkeit für ihn unterschiedliche Berufe auszuprobieren. Adrijan macht es einen Riesenspaß. Er will Optiker werden.

Dana nimmt Bildungskarenz in Anspruch, macht Buchhaltungskurse, die mit dem Bildungsgutschein der AK Wien und vom WAFF gefördert werden und wechselt nach erfolgreichem Abschluss ins Büro. Dana ist der „Finanzminister“ der Familie und schaut aufs Geld. Deswegen besucht sie regelmäßig die Steuerspartage der AK Wien und holt sich Geld über den Steuerausgleich zurück.



Arbeitslosenantrag: Jeder Einzelne kennt jemanden, der schon von Arbeitslosigkeit betroffen war. Speziell für die Ungelernten unter ihnen ist es sehr schwierig wieder Fuß zu fassen.

Tausende Kriegsflüchtlinge suchen Sicherheit in Österreich.


Julie ist das gemeinsame Kind von Max und Anna. Sie interessiert sich für die Gesundheitstechnik und macht nach der Matura die Aufnahmeprüfung zum Studienlehrgang für biomedizinisches Ingenieurswesen an der Fachhochschule. Julie kennt keine Berührungsängste mit der Technik. Sie wohnt immer noch im Hotel Mama. Einerseits kann sich die junge Studentin keine eigene Wohnung leisten - Wohnen ist einfach zu teuer - andererseits braucht ihre Mutter wegen der überstandenen Krankheit nach wie vor ihre Unterstützung.

Julie träumt von einer eigenen Wohnung. Groß müssten sie ja nicht sein, ihre eigenen vier Wände. Eine Einzimmerwohnung, vielleicht in Aspern, im Stadterweiterungsgebiet, würde schon reichen fürs kleine Glück. Dann würde sie Freunde einladen, Partys feiern. Und ihr Freund und sie könnten ungestört zusammen sein.

Obwohl das Studium anstrengend ist und sie viel lernen muss, jobbt Julie nebenbei geringfügig in einem CallCenter. Sie riskiert damit, dass sie manch eine Prüfung wiederholen muss, aber mit dem Job kann sie sich zumindest hie und da einen kleinen Luxus leisten. Irgendwann wird sie in eine kleine Wohnung ziehen können.

WAS IN DIESER ZEIT GESCHAH
FÜR SIE ERREICHT

Außenminister Mock übergibt das Beitrittsgesuch Österreichs zur EU.
2. Golfkrieg
Franz Viehböck: ein Österreicher fliegt ins All.
Ötzi wird gefunden,
1991-1995: Jugoslawien-Kriege
Lichtermeer, Briefbombenterror
Der letzte Bauabschnitt des Rhein-Main-Donaukanals wird geflutet.
1993 wird ein siebenstufiges Pflegegeld (zwischen 2.500 und 20.000 Schilling) für Pflege in der Familie eingeführt.
Der Transitvertrag, den die AK maßgeblich mitverhandelt hat, tritt in Kraft.
Das neue Arbeiterkammergesetz bringt den Rechtsschutz
Nationalrat beschließt erweiterte Ladenöffnungszeiten


Bei der EU-Volksabstimmung befürworten 66 Prozent den Beitritt.
Eindeutiges Ja zur EU
Mit 1. Jänner 1995 tritt Österreich der EU bei.
BSE-Skandal
Pensionsreformverhandlungen
ArbeitnehmerInnen bekommen ein Recht auf
arbeitsmedizinische Betreuung.
Start der "Aktion Fairness" des ÖGB zur Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten
90 % der ArbeitnehmerInnen stimmen bei der Mitgliederbefragung in den Arbeiterkammern für die Beibehaltung der Pflichtmitgliedschaft.


Schwarz-blaue Regierung
Kaprun-Unfall
11. September: Terroranschlag in New York
Bildungskarenz


"Sozialstaat Volksbegehren"
Rekordsommer: der wärmste Sommer seit Beginn der meteorologischen Messungen im 18. Jahrhundert
Ausbreitung des Vogelgrippevirus
Erhöhung der Bemessungsgrundlage für Zeiten der Kindererziehung
Sozialpartnereinigung über Entgeltschutz für Arbeitslose, Schwerarbeiterregelung, Änderung der Dienstleistungsrichtlinie
AK und ÖGB erreichen durch Aktionen und Streiks Abmilderung der Härten der geplanten Pensionsreform
AK EuroHotline, Abfertigung neu


Mark Zuckerberg gründet Facebook.
Erste TabletPCs kommen auf den Markt.
Steuerreform und Arbeitsmarktpakete
Bedarfsorientierte Mindestsicherung
AK Aktion "Lassen Sie sich nicht zur Schnecke machen"
AK Aktion "Müssen wir jede Krot schlucken"?
Gesetz gegen Lohn- und Sozialdumping


Flugzeugkatastrophe der Germanwings in Frankreich
Flüchtlingskrise in Europa


STUNDEN (ARBEITSZEIT PRO WOCHE)
TAGE (BEZAHLTER URLAUB, SEIT 1986)
SCHILLING (LOHN PRO MONAT, UM 1990)
SCHILLING (PREIS PRO KG KARTOFFELN, 1995)
SCHILLING (PREIS PRO STRASSENBAHN-FAHRSCHEIN, 1995)

Herbert Tumpel
„Eine erfolgreiche Konsolidierung kann es nur geben, wenn sie Rücksicht auf Beschäftigung und Wachstum nimmt. (…) Es ist insbesondere Zeit für umfassende Regulierungen der Finanzmärkte, für eine Stärkung der Konsumentenrechte im Finanzsektor und die Beseitigung der Ungleichgewichte im europäischen Wettbewerb. (…) Der Weg zu mehr Verteilungsgerechtigkeit (muss) konsequent weitergegangen werden“
Arbeitsmarkt, Bildung, Verteilungsgerechtigkeit, Pflege und Gesundheit - die Herausforderungen für 2011, Presseaussendung vom 29. Dezember 2010